Eine Extrageschichte von Le Alex Sax über Paul und Felix, als Antwort auf meine Antwort. Ich gestehe, ich muss mir dazu auch noch eine neue Geschichte einfallen lassen 😉

 

Das Grab
Felix stand neben der schluchzenden Lolly im warmen Gras und wusste nicht wohin mit seinen Pfoten. Etwas unbeholfen strich er mit seinem buschigen Schwanz über ihren Rücken, um sie zu trösten. Das misslang jedoch gründlich. Seine Freundin schniefte weiter vor sich hin und beachtete ihn gar nicht. Felix konnte ihr das nicht verdenken. Ihm flossen die Tränen selber ins Fell, so dass er verlegen immer wieder Nachleckte. So ging es auch den anderen Katzen, die im Kreis um eine Gummimaus sassen und betreten Löcher in den Boden starrten. Traurig betrachtete Felix die zerkaute Maus. Wie oft hatten sie damit gespielt und Spass gehabt. Und nun war sie das Einzige, was von seinem besten Freund übriggeblieben war. Sie sassen alle an seinem Grab und hingen ihren Gedanken nach. Felix fragte sich immer noch, warum er ihm nicht gesagt hatte, dass er auf eine Pilgerreise nach Ägypten gefahren war. Er hätte ihn doch so gerne begleitet um Bastet, der Katzengöttin zu huldigen. Und nun? Die Gummimaus lag auf einem leeren Grab, denn er war nicht zurückgekommen. Gefressen! Irgendwas hatte ihn einfach verzehrt und geschluckt. Mit nassen Augen starrte Felix in die Luft. Wo war Bastet gewesen, als Paul starb? Nicht einmal seine Leiche war hier. Nur die Maus lag in der Sonne und schmorrte einsam vor sich hin.
Mit gebeugtem Kopf sassen die Katzen immer noch schweigend da, als die Dämmerung langsam hereinbrach. Felix richtete sich auf, streckte seine eingeschlafenen Vorderbeine und machte sich auf den Weg. Die anderen taten es ihm gleich und verschwanden in die Büsche. Sie hatten Hunger. Die Jagdzeit hatte begonnen. Felix trottete langsam über die Wiese und war sich bewusst, dass er ab jetzt alleine jagen musste. Immer schneller setzte er eine Pfote vor die andere, als er ein Pfeifen hörte. Irritiert sah er sich um. War Lolly noch im Gebüsch und schniefte weiter? Aber er konnte sie nicht riechen. Überhaupt konnte er keine Katze mehr riechen. Was machte bloss dieses Geräusch? Vorsichtig duckte er sich und schlich auf leisen Pfoten über die Wiese. Das Pfeifen kam von oben! Er stutzte und sah in die Luft, aber es war schon zu spät.
Sie stürzten auf ihn ein und bissen ihn von allen Seiten. Der Schwarm war so gross, dass Felix nur noch Dunkelheit vor den Augen hatte. Er holte mit der Pfote aus und erwischte gerade noch einen Katzenvampir, eher der ihn beissen konnte. Pfeifend drehte der wieder ab, nur um anderen Platz zu machen. Felix nutzte die Pause, und raste davon, was sein alter Katzenkörper noch hergab. Panisch hetzte der durch die Wiese, die Meute hinter sich im Anflug und den Hügel hinauf. Er rannte einen Slalom um die Bäume, um es seinen Verfolgern schwerer zu machen, ihn zu kriegen. Befriedigt hörte er ab und zu ein Plopp, wenn wieder eine der fliegenden Katzenblutsauger in einen Baumstamm donnerte. Aber sie gaben nicht auf. Sie waren zwar noch jung und unerfahren, aber sie hatten genau deshalb Ausdauer und griffen immer wieder an. Felix zuckte zusammen, als es einem der Viecher gelang, ihn in den Schwanz zu zwicken. Entsetzt hechelte er noch schneller auf die Anhöhe und auf das Haus zu, das oben stand. Kaum war er oben, erkannte er auch schon seinen schrecklichen Irrtum. Er stand direkt vor dem Haus von Louise und Louis und ihrer Tochter Marie-Anne. Er war direkt in die Höhle des Löwen gejagt worden. Die Vampirkatzen kreisten über ihm und liessen ein vergnügtes Schnurren hören. Sie waren sich ihres Opfers jetzt sehr sicher. Felix schwitzte leicht unter seinem Fell. Sie hatten recht. Der Rückweg war ihm abgeschnitten. Ihm blieb nur noch der Weg über Marie-Annes Aussenpool mit den Vampirhaien. Nervös rannte er weiter auf das Wasser zu, dass bereits vor ihm glitzerte. Die Meute über ihm verfolgte ihn weiter, machten sich aber nicht mehr die Mühe, ihn anzugreifen. Mit dem letzten Mut sprintete Felix auf das Sprungbrett und hoffte, mit genügend Anlauf, auf die andere Seite springen zu können. Er war voll im Galopp und schon fast am Ende des Brettes, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Die Stimme liess sein Fell sträuben und vor lauter Schreck verpasste er den Absprung. Felix merkte nur noch, wie er durch die Luft segelte und schnell der Wasseroberfläche näherkam. Verzweifelt drehte er sich um, damit er wenigstens einen der Haie erwischte, bevor sie ihn zerfleischen würden. Sein letzter Gedanke galt der Stimme, die ihn gerufen hatte, dann war er schon fast auf dem Wasser.
Felix landete in einem Blütenmeer, das sofort seine empfindliche Nase reizte. Er musste so heftig niesen, dass er sich auf sein Hinterteil setzte.
«Danke mein Lieber, musst Du mir mitten ins Gesicht pusten»?
Diese Stimme! Felix riss die Augen auf und starrte direkt auf Paul, der vor ihm sass und wie er bis zum Hals in Blüten steckte.
«Paul! Ich dachte du seist tot! Wie kommst Du hierher und warum»?
Felix war so glücklich, dass er ihre Situation vergass und Paul den ganzen Kopf ableckte. Der gab ein entrüstetes Miauen von sich und duckte sich unter die Blütenblätter. Felix war wieder einmal sehr unmännlich.
«Ach, das war ein Hochstapler, der gefressen wurde. Eine von Richelieus Mistkatzen. Der weine ich jedenfalls keine Träne nach. Aber wir haben jetzt andere Probleme. Wie du siehst hat mich Louis erwischt und in den Fütterungskorb der Haie geworfen».
Ratlos blickten sich die Freunde an, denn sie schwammen inzwischen mitten auf dem Pool. Um sie herum tobte das Wasser und überall waren kleine Haifischflossen zu sehen. An ein Entkommen war nicht zu denken. Und dann fing das Knabbern an. Paul schaute auf den Korbboden und sah kleine spitze Zähne, die genauso kleine Löcher in den verputzten Korb nagten. Das Wasser kam zuerst tröpfchenweise und floss dann immer schneller herein. Die beiden Katzen hoben im Takt ihre Pfoten, wurden aber trotzdem immer nasser. Als das Wasser schon fast an ihrem Bauch war, fing der Korb an zu sinken. Die Fische tobten begeistert, weil sie ihr Futter schon rochen. Paul und Felix hielten einander fest und warteten stumm auf ihr Ende.
Der Korb war schon so weit gesunken, dass nur noch die Köpfe der beiden Katzen aus dem Wasser ragten. Die Vampirhaie zogen ihre Kreise immer enger um ihr Futter und waren bereit zu zuschlagen. Der erste Hai brach aus dem Kreis aus, riss sein Maul mit den langen Fangzähnen auf und wollte zubeissen, als der Himmel schwarz wurde und ein lautes Pfeifen ertönte. Dann spürten Paul und Felix Krallen an ihrem Genick und schon flogen sie durch die Luft. Beide hingen erstarrt in den Fängen der Vampirkatzen. Felix versagte vor lauter Angst die Blase und ein zartes Urinbächlein schwirrte durch die Luft.
Der Aufprall am Boden war hart. Die Vampirkatzen hatten Paul und Felix auf einer Waldlichtung fallen lassen. Paul rieb sich gerade die Nase, die er sich im Dreck gestossen hatte, als das Pfeifen wieder lauter wurde. Direkt vor ihnen landete die grösste Vampirkatze und starrte sie böse an. Nass und zitternd vor Angst starrten Paul und Felix zurück. Hätten sie doch nur die Haie gefressen, dann wäre es jetzt vorbei gewesen.
«Hört auf zu zittern ihr Memmen. Wir fressen euch schon nicht».
Die Katze leckte demonstrativ an ihrer Pfote und liess dabei ein schmatzendes Geräusch hören.
«Nur zu eurer Information, wir saugen junge Frauen aus. Ihr schmeckt uns einfach nicht».
«Warum habt ihr uns dann gerettet? », fragte Paul irritiert.
Die grosse Katze hatte sich schon umgedreht, bequemte sich aber doch noch zu einer Antwort.
«Also ich hätte euch absaufen lassen. Aber die Zwillinge wollten das nicht».
Dann drehte er sich ganz um und flog davon. Ängstlich hob Paul den Kopf und sah, dass zwei junge Vampirkatzen heranflogen. Sie landeten direkt vor seinen Pfoten. Eine Weile war es still. Dann bewegten sie die beiden auf Paul und seinen Freund zu, die zurückzuckten.
Aber ein kleiner Vampir hob nur die Pfote und strich Paul sanft über die Nase.
«Hallo Papa», piepsten die beiden.
Felix stand neben dem völlig erstarrten Paul und konnte sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. War der alte Schwerenöter also doch nicht kastriert. Wer hätte das gedacht. Also deshalb war Bastet nicht aufgetaucht.

Das Grab

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert