Eine Kollegin mit einer wunderbar blutrünstigen Ader … Le Alex Sax … bereitete uns in einer Facebook-Gruppe  immer wieder unglaubliches Vergnügen mit ihren sonntäglichen Geschichten rund um die Vampire Louise und Louis. Eine davon zwang mich geradezu zu einer Antwort … ich konnte doch nicht zulassen, dass unschuldige Katzen von Vampirhaien zerfleischt wurden.

Daraus entstand die Geschichte rund um Paul Le Grand und Felix … angelehnt an meine eigenen Katzen Paulchen und Felix 😉

Paul le Grand

Wie Le Alex Sax die Katzen ins Spiel brachte …

Darauf ging ein Aufschrei durch die Facebook-Gruppe, der mich zu folgender Antwort drängte:

Merlinea stöhnte gequält und wälzte sich schweißgebadet auf ihrem Lager. Zwei große, bernsteinfarbene Augen verfolgten sie im Schlaf und sahen sie anklagend an.

„Was geschieht mit meinen Schützlingen? Warum schreitest du nicht ein und unterbindest dieses Abschlachten?“, dröhnte die tiefe Stimme Paul le Grands in ihrem Kopf.

In ihrem Traum stand Merlinea zusammen mit dem Herrscher der Katzen an der Küste Tintagels. Der riesenhafte rot-weiße Kater lief, aufgeregt mit dem Schwanz peitschend, am Rand der Klippen entlang.

„Ich kann nicht, ich darf nicht!“, wehrte die Zauberin ab. „Louise und Louis haben ein Edikt erlassen. Marie-Anne benötigt dieses Spiel mit den Katzen. Zwar verstehe ich den Grund noch nicht, doch er scheint lebensnotwendig zu sein. Ich kann mich diesem Edikt nicht widersetzen.“

„Du willst also tatenlos zusehen, wie meine Lieblinge von den Vampirhaien zerfleischt werden? Schlimm genug, dass dieses Kindermädchen sie Marie-Anne zuwirft und diese sie anknabbert. Doch sie hinterher, wenn sie ihren Spaß daran hatte, den Haien zu überlassen … das kann ich nicht billigen! Wenn du deine Zauberkräfte und meine Unterstützung behalten willst, lass dir etwas einfallen!“

„Aber die Katzenplage im Schloss, Monsieur …“, wagte Merlinea den Katzenkönig zu unterbrechen.

„Plage? PLAGE???“, echauffierte sich Paul. „Wer spricht von einer Plage? Das können nur Nichtsahnende sein. Versailles würde unter den Massen der Ratten und Mäuse ersticken, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten würden.“

Merlinea schüttelte den Kopf. „Verzeiht, Monsieur, wenn ich Euch da widerspreche, aber dafür sorgen schon die Vampire.“

„Oh … ist dem so?“ Paul le Grand kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief. Merlinea nickte energisch.

„In der Tat, sie nutzen sie als kleinen Snack für zwischendurch. Ratte am Stiel nennen sie das unter anderem.“

Der Kater beendete sein Hin- und Hertigern, ließ sich nieder und blickte grübelnd auf das aufgewühlte Meer hinaus. Merlinea beobachtete ihn, dann nahm sie neben ihm Platz. Sie war auf seine Unterstützung angewiesen, doch konnte sie sich auch nicht gegen Louis und Louise stellen. Sie mussten eine Lösung finden, die sowohl für das Volk der Katzen als auch für die Vampire annehmbar war. Ihr hatte das Herz geblutet, als sie von den zerfleischten Katzen erfahren hatte. Ihre erste Reaktion war es, einen Spruch zu wirken, der die Kadaver wieder zusammenführen und auferstehen lassen würde. Nur das energische, fast flehentliche Einschreiten Louises hatte sie davon abgehalten. Paul le Grand hatte begonnen, sich zu putzen. Energisch glitt seine Zunge über das Fell. Merlinea atmete auf. Er schien sich beruhigt zu haben. Vielleicht kamen sie ja jetzt zu einem Entschluss, der sowohl die Bedürfnisse der Katzen als auch der Vampire befriedigte. Sie hatte da schon eine Idee, die sie aber erst mit dem Administrator besprechen wollte. Das tiefe, gleichmäßige Schnurren des Katers lullte die Zauberin ein. Ihre Lider schlossen sich, das Kinn sank ihr auf die Brust. Merlinea war eingeschlafen.

Paul le Grand fuhr ein letztes Mal mit der Pfote über seine Schnurbarthaare, um sie zu richten. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Merlineas Kinn auf die Brust sank. Ein amüsiertes Funkeln ließ die bernsteinfarbenen Augen des Katzenkönigs aufblitzen. Diese Methode hatte ihre Wirkung noch bei niemandem verfehlt. Ein wenig Fellstriegeln und anschließendes wohlig-beruhigendes Schnurren waren noch immer die beste Art und Weise, einen Menschen in den Schlaf zu wiegen. Auch jemanden wie die große Zauberin Merlinea.

Der rot-weiße Kater erhob sich, reckte und streckte sich ausgiebig. Wieder glitt sein Blick hinaus auf das aufgewühlte Meer, in dem sich die Vampirhaie tummelten, die seine Untertanen so grausam zerfleischt hatten. Der kleinen Marie-Anne konnte er nicht böse sein. Sie war ein Kind, zwar ein Vampirkind, aber auch diesen war der normale kindliche Spieltrieb in die Wiege gelegt worden. Das Anbeißen und -knabbern des fischschwänzigen Mädchens hätten Pauls Schützlinge ohne große Umstände überleben können. Doch die anschließende wilde Orgie des Zerfetzens und Zerreißens durch diese niederträchtigen, blutrünstigen Vampirhaie konnte er nicht verzeihen. Traurig dachte er an die im Pool treibenden Fellbüschel, das einzige, was von vielen seiner Nachkommen übriggeblieben war.

Paul le Grand sann auf Rache. Wenn auch Merlinea durch das Edikt von Madame und Monsieur gebunden war, so verfügte doch er selbst über genügend eigene Fähigkeiten, um den Haien die Lust am Töten seiner Kinder zu vergällen. Doch darum würde er sich später kümmern. Zuerst würde er dafür sorgen, dass die Zauberin ihm nicht in die Quere kommen konnte. Er hob seine Pfote und stimmte einen Gesang an, der unheimlich in auf- und absteigenden Tönen über die Ebene Tintagels glitt und von den Klippen widerhallte. Blauschillernde Fasern schienen aus den Spitzen von Pauls Krallen aufzusteigen, erhoben sich in die Luft und legten sich in immer dichter werdenden Strängen um die schlafende Zauberin. Als sie sich zu einer Kugel geschlossen hatten, blitzten sie auf, wurden durchsichtig und gaben den Blick auf die Gefangene frei. Der Kater änderte die Melodie seines Gesanges und die Kugel schwebte empor.

Paul ließ sich auf die Hinterbeine sinken, hob die Vorderpfoten in die Höhe und mit einem schrillen Diskant katapultierte er die Kugel weit hinaus auf das Meer, wo sie von einem Windstoß erfasst wurde, der sie an ihren Bestimmungsort Brocéliande brachte. Dort sollte Merlinea im Schlummer verharren, bis der Katzenkönig seine Aufgabe erfüllt hatte. Sein Blick folgte der Kugel, bis sie hinter den nächsten Klippen verschwunden war. Dann schüttelte Paul le Grand sich kurz, wandte sich ab und stieg die Hügel hinunter, um schließlich in einer Nebelwolke zu verschwinden.

Wenig später erschien er vor den Ruinen des Bastet-Tempels in Tel Basta. Stolz sah er sich um. Hier lebte sein Volk seit ewigen Zeiten, geliebt, verehrt – aber auch zu Ehren der Göttin geopfert. Obwohl den Menschen dafür die Todesstrafe drohte. Doch für die Katzengöttin zu sterben galt in Paul le Grands Volk als Auszeichnung, sodass sich eine Kultur entwickelt hatte, in der die Katzen darum buhlten, als Opfertier erwählt zu werden.

Majestätisch schritt er zwischen den Felsblöcken hindurch. Von überall liefen kleinere und größere Katzen in allen Farben und Mustern herbei, um ihn ehrfurchtsvoll zu begrüßen. Paul le Grand nickte huldvoll und steuerte das Zentrum des Ruinenfeldes an. An einem großen Bruchstück des ehemaligen Tempels standen zwei große Savannah-Katzen, die als Wächter fungierten. Als Paul an ihnen vorbeilief, neigten sie ehrerbietig den Kopf. Der Katzenkönig grüßte und verschwand in einem Loch, das sich hinter dem Felsen befand. Er zwängte sich durch einen anfänglich schmalen Gang, der sich aber bereits nach einigen Metern verbreiterte, hinunter in einen ausgedehnten Hohlraum.

Ein Erdbeben hatte vor unzähligen Jahren die gesamte Tempelanlage zerstört. Die Mauerstücke waren herabgestürzt und hatten dabei diesen Unterschlupf gebildet. Durch zahlreiche Ritzen zwischen den einzelnen Blöcken fiel das Licht der Sonne in den Hohlraum und erhellte das Reich des Katzenkönigs. Kaum hatte Paul den Durchgang verlassen, als auch schon eine mächtige Tigerkatze auf ihn zulief. Auch sie neigte das Haupt, um ihn zu begrüßen.

„Hoheit, ich hoffe, deine Reise war von Erfolg gekrönt und du konntest die schmähliche Tat rächen.“

Paul schnurrte und begrüßte sein Gegenüber durch einen leichten Kopfstoß.

„Felix, mein Freund. Das konnte ich zwar noch nicht, allerdings habe ich bereits einen Plan, wie wir diesem Frevel ein Ende setzen können. Doch zuerst möchte ich mir den Staub aus dem Fell bürsten lassen und ein wenig dösen. Diese Teleportationen werden von Mal zu Mal schmutziger und anstrengender.“

Er steuerte auf einen Fleck Sonnenlicht zu, ließ sich dort nieder und wartete. Felix, der ihm gefolgt war, stieß ein durchdringendes Miauen aus und kurz darauf erschienen zwei schlanke Glückskatzen, die dem Katzenkönig eine ausführliche Fellpflege angedeihen ließen. Felix verschwand zwischen einigen kleineren Gesteinsbrocken und kehrte wenig später mit einigen frisch erlegten Mäusen wieder, die er dem König zu Füßen legte. Der knurrte dankbar und genoss das frische Mahl. Anschließend hielt er ein kleines Nickerchen, bewacht von den Glückskatzen und Felix, der sich neben ihm zusammengrollt hatte.

Le Alex Sax holt zum Gegenschlag aus …

… doch so einfach gebe ich  nicht auf 😉

Wilde, verwirrende Bilder von verbrennenden Vampirflederkatzen, Fliegen, die die Gestalt eines Kardinals angenommen hatten, und einer Schattenkatze, die sich als er selbst ausgab, verfolgten den Katzenkönig in seinen Träumen. Mit einem Ruck erwachte er. Was war jetzt schon wieder geschehen? Wieso hatte Merlinea sich aus der Kugel befreien können? Wieso war sie nicht in Brocéliande, wo er sie hingeschickt hatte? Was hatte Hermes Trismegistos mit all dem zu tun? Paul le Grands Schädel brummte und er spürte den besorgten Blick seines treuen Freundes Felix auf sich.

Unwillig rappelte Paul sich auf. „Komm mit, mein Lieber. Wir werden die Herrin aufsuchen. Es gibt neue Entwicklungen, um die wir uns kümmern müssen.“

Schlaftrunken reckte und streckte er sich und machte sich, gefolgt von Felix über verschlungene, geheime Pfade auf den Weg. Endlich kamen sie an einer großen Statue der Katzengöttin an. Ehrerbietig verneigten sich Felix und Paul, und der rot-weiße Kater versank in Windeseile in Trance. Felix hielt Wache, beobachtete den Katzenkönig und grübelte darüber nach, was sein Freund im Schlaf erlebt hatte, dass er die Hilfe der Göttin erflehte. Es vergingen Stunden, bis Paul le Grand aus seinem Traumzustand erwachte. So kam es dem Tigerkater jedenfalls vor.

„Was hat die Herrin dir mitgeteilt?“, fragte er, nachdem Paul die Benommenheit abgeschüttelt hatte. Jetzt endlich berichtete der Katzenkönig von seinem verwirrenden Traum und teilte Felix mit, dass sich Bastet persönlich um die Sache mit dem Doppelgänger kümmern würde, der sich als Paul le Grand ausgegeben hatte und als Paul le Mort vergangen war. Sie würde versuchen, Hermes Trismegistos davon abzuhalten, weitere Katzen in die Schatten zu führen. Paul sollte sich um die Vampirhaie kümmern, um zu verhindern, dass diese weiterhin das Katzenvolk zerfetzten.

Genau dies wollte Paul jetzt tun. Er bat Felix, ihn in das Heiligtum zu begleiten. Ein Maunzen und Miauen in einer unheimlichen Tonlage entwich seiner Kehle und ließ eine Tür am Sockel der Statue aufgehen. Paul zwängte sich, gefolgt von Felix hindurch.

Erneut schienen Stunden zu vergehen, bis die beiden Kater wieder erschienen. Sie eilten hinaus an die Oberfläche, betraten das Ruinenfeld und suchten den höchsten Punkt der Ebene auf. Unter dem Licht des Vollmondes webte Paul le Grand einen Zauber. Die Luft flimmerte und waberte und öffnete ein Fenster, das den Blick auf den Pool in Versailles freigab. Dort planschte Marie-Anne fröhlich, biss und knabberte nach wie vor an den Katzen, die Medea ihr zuwarf. Felix wollte etwas sagen, doch Paul hob beschwichtigend die Pfote.

„Sieh genau hin!“, forderte er seinen Freund auf.

Felix sah, wie Marie-Anne die angeknabberten Katzen ihren Haien zuwarf. Diese stürzten sich, wie vorher, auf die kleinen Fellbündel. Doch nach dem ersten Kontakt mit deren Blut überzogen riesige Pusteln die Haut der Vampirhaie, die Zähne fielen aus und trudelten auf den Boden des Pools. Hätten sie schreien können, Versailles wäre erzittert unter ihrem lauten Gejammer. Angewidert wandten sie sich von den Katzen ab und zogen sich in möglichst große Entfernung zu ihnen zurück.

Felix konnte beobachten, wie die angeknabberten Katzen an den Rand des Pools schwammen und ihn verließen. Kaum hatten sie festen Boden unter den Pfoten, als sie ihre Flederkatzenflügel ausbreiteten und aus dem Schloss flogen.

„Was hast du gemacht, Paul?“, fragte Felix. „Wieso reagieren die Haie so auf unsere Brüder und Schwestern?“

„Ich habe ihnen eine Allergie gegen Katzenblut angezaubert. Sie werden nie wieder in der Lage sein, jemanden aus unserem Volk zu zerfetzen. Ihre Zähne fallen sofort aus, ihnen wird fürchterlich übel werden. Sie leiden unter Atemnot und bekommen einen Ausschlag. Zum Schluss wird sich ihre gesamte Haut auflösen und ihr Fleisch wird ihnen in Fetzen von den Knochen fallen.“

„Und warum haben die Überlebenden plötzlich Flügel?“

„Das ist dem Biss des Vampirmädchens geschuldet. Jede Katze, die Marie-Anne gebissen hat, wird fortan zu einer Vampirkatze. Möglicherweise finden ich oder die große Göttin dagegen ein Mittel, doch fürs Erste soll es uns genügen, dass die Haie nicht mehr in der Lage sind, die Kleinen zu zerfetzen.“

Paul wedelte mit seiner Pfote und der Blick auf den Pool und die davonfliegenden Katzen verschleierte sich. Schweigend saßen die beiden Freunde unter dem Licht des Vollmondes. Sie würden warten, was weiterhin geschehen würde und ein wachsames Auge auf das Vampirvolk haben.

 

 

 

Paul Le Grand vs. Vampire

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