Seele
Gefühle hat sie fort geschoben
Will nicht mehr sein darin verwoben
Will fühlen diesen Schmerz nicht mehr
Baut Mauern sich zur eignen Wehr
Mit Worten, Taten wird betrogen
Gar hinterlistig und verlogen
Vertrauen schwindet, Seele flieht
Dahin, wo ihr kein Leid geschieht
Die Mauern wachsen, Stein auf Stein
Kein Hoffnungsstrahl dringt mehr herein
Die Seele sitzt allein im Dunkeln
Sieht nicht der hellen Sterne Funkeln
Hat diesen Ort sich auserkoren
Hat sich selber leis geschworen
Niemals die Mauern zu verlassen
Dass niemals sie wird Hoffnung fassen
Dass nur die Ahnung auf etwas Glück
Kann zerreißen sie Stück für Stück
Seele sitzt jahrein , jahraus
In ihrem selbstgebauten Haus
Jedes Fenster ist verschlossen
Gefühle werden ausgeschlossen
Der Riegel vor der Tür so schwer
Den Seelenschlüssel braucht niemand mehr
Verkümmert, einsam schwebt die Seele
Redet sich ein, dass ihr nichts fehle
Lieb‘, Freud‘, Leid und Hass sind fort
Verschwunden an einen fernen Ort
Seele schwindet, wird zum Hauch
Blass und blasser, zarter Rauch
Ein Hoffnungsstrahl sich aufwärts schwingt
Verwitterte Mauer sanft durchdringt
Ertastet behutsam der Seele Hort
Nistet sich ein, will nicht mehr fort
Wird heller und heller, wie Sonnenglast
Hat einsame Seele zart erfasst
Seele schwebt, wie auf Wolken sie gleitet
Dorthin wo Hoffnung sie geleitet
Die Mauer, sie schwindet im gleißenden Licht
Seele fasst Hoffnung, sie wehrt sich nicht
Seele sieht Seele, ihr fehlendes Stück
Schwebt mit ihr vondannen, gemeinsames Glück
(c) Silvia Nagels 2015